Durch ihre Arbeit als Texterin sucht unsere Kolumnistin
Laura Müller-Sixer jobbedingt nach Alltagsinspirationen.
Und auch abseits der Tastatur bringt sie mit einer aufmerksamen und originellen Art auf ihrem
Instagram-Channel regelmäßig ihre Community zum Schmunzeln. In ihrer Kolumne lässt Laura uns daran teilhaben, wie sie sich gegen Stuttgart-Spott und mangelnden Humor der Schwaben und Schwäbinnen wehrt. Spoiler: Selbstironie und smarte Konter-Punchlines sind schon mal ein guter Anfang.
Woran fehlt’s eigentlich in Stuttgart? Die einen sagen Wasser, andere ziehen nach Berlin. Ich persönlich vermisse vor allem Humor – den Humor und die Selbstironie von Menschen, die sich das rausnehmen können. Weil sie in einer Stadt leben, die mit vielen Vorurteilen zu kämpfen hat und über die andere gerne Witze machen, obwohl die wenigsten wissen, wie es wirklich ist, hier zu leben. (Anstrengend nämlich.)
Ernste Mienen und staubige Witze
Die Stuttgarter:innen nehmen den Spott an der eigenen Stadt sehr ernst – vor allem von Zugezogenen mit Doppelkennzeichen oder noch schlimmer: (Wahl-)Berlinern! Ich verstehe das. Ich meine, haben die schon mal ihren Einkauf über zehn Stäffele mit jeweils 100 Stufen nach Hause getragen? Eben. Das ist kein Spaß. Was wissen die schon?
Natürlich ist es auf Dauer ermüdend, ständig die gleichen Dinge unter die Nase gerieben zu bekommen. Trotzdem haben es die Stuttgarter:innen nicht nötig, sich ständig selbst zu verteidigen. Betroffene Hunde bellen. Und mir persönlich bellen die zu laut. Anzeige isch raus! Denn Witze über Baustellen, Spießbürgertum und die Königstraße sind mindestens genauso staubig wie die Luft an der Hauptstätter Straße. Kommt schon, da geht mehr! „Und wenn sich hier jemand lustig machen darf über Stuttgart, dann ja wohl die Stuttgarter:innen selbst!“
Selbstironie ist die Lösung
Genau darin liegt das eigentliche, noch unentdeckte Comedy-Gold und gleichzeitig auch die beste Abwehr gegen Hohn jeglicher Art: mit den besseren Witzen kontern. Dazu braucht es vor allem eines: Selbstironie. Probiert es doch mal aus. Ihr müsst nur einen Fuß vor die Tür setzen, das Material liegt hier förmlich auf der Straße: laute Laubbläser, ein Smart auf dem SUV-Parkplatz oder Zettele-Kriege im Hausflur. Es könnte so leicht sein, wenn man sich selbst – und vor allem die (schlechten) Witze von anderen – nicht so ernstnehmen würde.
Stellt euch mal vor, wie lustig das wäre, wenn ihr plötzlich gut gelaunten Nachbarn im Treppenhaus begegnet – „lol“? Und während ihr am nächsten Joke „schafft“, bleibt leider auch wenig Zeit zum „Bruddeln“. Win-Win! Stuttgart, du kannst alles – auch Humor!