Sarah Zimmermann
27.05.2024
27.05.2024
4 Minuten mit Ida Liliom
Wer sich in Stuttgart mit queerer Kultur beschäftigt, hat ihren kupferfarbenen Pony bestimmt schon einmal gesehen: Ida Liliom ist bekennende Queerfeministin und bringt sich in Stuttgart im Rahmen verschiedener Projekte sozial und kulturstiftend ein. 2017 hat sie den Verein Queerdenker* e.V. ins Leben gerufen, der mit regelmäßigen Events und Aktionen einen Raum für die queere Szene bietet und u. a. den neu eröffneten Utopia Kiosk im Züblin-Parkhaus mitgestaltet. Außerdem ist sie als Teil des Theaterkollektivs Citizen.KANE dramaturgisch tätig und hat beispielsweise das auf ihrer eigenen Familiengeschichte basierende Stück „Liliom – Theater.Rave.Utopie.“ im ehemaligen Penthouse auf die Bühne gebracht. Darüber hinaus hostet die 26-Jährige gemeinsam mit Alisha Principe den Podcast „Gött*innenspeise“ und gibt Workshops zu Themen wie Awareness, Diversity, Intersektionalität und Antidiskriminierung. Ihr aktuelles Projekt: Die Arbeit im Rahmen des Citizen.KANE.Kollektivs an einem neuen Theaterstück, das Ende Mai in Bukarest und Mitte Juni in Leipzig Premiere feiern soll. Unserer Einladung an den Südheimer Platz ist die Stuttgarterin nur allzu gerne gefolgt – schließlich ist sie selbst großer Fan der historischen Seilbahn! Ideale Bedingungen also für unser Interview.
idaliliom.de • instagram.com/idaliliom
Wie sieht ein typischer Tag bei dir aus?„There is no! (lacht) Ich bin freiberuflich und habe so verschiedene Produktionen und Jobbereiche, dass es wirklich ganz verschiedene Tage gibt. Manchmal sitze ich nur am Laptop, wie ein kleiner Gargoyle, und manchmal bin ich nur im Proberaum. Wir fliegen zum Beispiel jetzt nach Bukarest für eine Premiere. Es gibt keinen typischen Tag und ich finde es selber auch so ganz schön.“ An welchen Projekten arbeitest du aktuell?
„Momentan hab ich mit dem Citizen.KANE.Kollektiv eine Produktion über Zensur in der DDR, die führen wir mit einem Kollektiv in Bukarest an einem Doppelabend auf. Die haben ihre Zensurgeschichte untersucht und wir die deutsche. Da geht es jetzt bald schon nach Bukarest und wir führen das auch noch mal in Leipzig auf.“ Auf welches deiner vergangenen Projekte bist du besonders stolz und warum?
„House of Crinoline! Weil da einfach Communities voll ihr Ding machen konnten und ich das Gefühl habe, dass vor allem die Voguing Community Stuttgart total viel Publikum bekommen hat – vor allem auch Theaterpublikum – das es vorher noch nicht hatte.“ Wem würdest du gerne mal einen Workshop geben und zu welchem Thema?
„Am liebsten würde ich glaube ich Schulleiter:innen und Lehrer:innen Workshops geben, weil ich viele so Queerness- und Aufklärungs- und Gesetzesworkshops mache für Schüler:innen. Ich glaube aber, Lehrer:innen und vor allem Schulleitungen hätten das auch sehr nötig und könnten das eben viel besser spreaden – es ist ja sehr viel weniger Arbeit, den Multiplikator:innen Workshops zu geben, als zu allen Schüler:innen hinzurennen.“ Was würdest du Kulturmuffeln in Stuttgart als Einstieg empfehlen?
„Ich glaube, Kultur hat gerade in Stuttgart auch viel mit Klassizismus zu tun – das etablierte Theater würde ich daher nicht als Erstes empfehlen. Vielleicht sowas wie Drag Eurovision im White Noise. Oder wir haben seit einer Weile ja auch Ballrooms in Stuttgart. Ich würde Events empfehlen, die nicht den Anspruch haben, dass man fünf Bücher gelesen haben muss, um dem Programm folgen zu können. Seit Kurzem gibt es auch den Utopia Kiosk – generell Sachen, wo die Kultur auch von Leuten gemacht wird, die oft ausgeschlossen wurden. Vielleicht kann man da eher einhaken, wenn man sich sonst nicht eingeladen fühlt.“ Welche Podcasts hörst du selbst gerne?
„Ich liebe „PostOstPride“, ein Podcast von queeren Menschen aus dem Ostblock. Die machen glaube ich gerade keine neuen Folgen mehr, aber ich höre das oft als Loop. „Nymphe & Söhne“ finde ich sehr gut und auch „Herz & Sack“ von Kim Hoss hier aus Stuttgart.“ Wohin fährst du in Stuttgart am liebsten?
„Nach Hause! (lacht) Mit der U2 Richtung Botnang.“
Welche Linie (Bus oder Bahn) wird deiner Meinung nach unterschätzt?
„Tatsächlich finde ich auch die andere Richtung total schön, also nach Neugereut, wenn man vom Westen Richtung Mineralbäder fährt durch den Park. Und ich mag die Linie zum Ostendplatz mit dem Bus, weil man da alle Stages of Stuttgart sieht – von der Schwabstraße im Westen über die Baustelle in den Osten, wo es wieder schön wird.“ Welche versteckten Juwelen oder Geheimtipps würdest du Besucher:innen in Stuttgart empfehlen?
„Nicht ganz uneigennützig: den Utopia Kiosk! Wir sind aktuell auch noch auf der Suche nach Menschen, die ausstellen wollen. Und Events von Voguing Stuttgart, die Ballrooms. Außerdem Prisma und Sunny High, generell die Schwabenbräu-Passage in Bad Cannstatt.“ Was kann Stuttgart besser als andere Städte?
„Zwischennutzung – mit einem weinenden und einem lachenden Auge.“ Wovon könnte sich Stuttgart noch eine Scheibe abschneiden?
„Die Stadt nicht neben den Fluss, sondern um den Fluss herum bauen, als Wasserstadt. Mit der Neckarinsel gibt es aber ein cooles Projekt in die Richtung.“ Wenn Stuttgart eine Musikrichtung wäre, welche wäre es und warum?
„Unironisch gemeinte Softboy-Indie-Mucke von einer Studi-Band.“ Welche Stuttgarter Persönlichkeit hat dich zuletzt überrascht?
„Jetzt kommt eine sehr theaterspezifische Antwort: Luise Leschik, die kennt man u. a. vom FF*GZ und den silent ladies. Vor Kurzem war LaFT-Sitzung, also vom Landesverband Freie Tanz- und Theaterschaffende, und Luise Leschik hat sich überraschend aufstellen lassen, als der neue Vorstand gewählt wurde. Damit hat sie einen Haufen Arbeit auf sich genommen, aber gleichzeitig auch ein Zeichen gesetzt für die Öffnung solcher Strukturen. Deshalb Credits, Props und Ehre an sie!“ Wenn du die Sitzbezüge in den Fahrzeugen der SSB gestalten dürftest – wie sähen sie aus?
„Als kinky-queere Antwort sage ich: mehr Gesichter! Porträts, auf denen man sitzen kann.“ Welchen Merchandise-Artikel braucht die SSB noch unbedingt?
„Eigene noise-cancelling Headphones!“ Was ist dein skurrilstes Erlebnis mit den öffentlichen Verkehrsmitteln?
„Als neuro-spicy Person, die manchmal Kopfhörer drin hat und gleichzeitig liest, war ich schon mal auf dem Abstellgleis …“ Wenn du einen Song über öffentliche Verkehrsmittel schreiben müsstest, wie würde er heißen?
„White Noise oder Take it slow.“ Wenn du einmal die Möglichkeit hättest, eine Ansage in Bus oder Bahn zu machen, was würdest du den Fahrgästen gerne mitteilen?
„Auch wenn ihr wütend seid, dass ihr gerade einen Termin verpasst: Bitte nicht AfD wählen!“
„Tatsächlich finde ich auch die andere Richtung total schön, also nach Neugereut, wenn man vom Westen Richtung Mineralbäder fährt durch den Park. Und ich mag die Linie zum Ostendplatz mit dem Bus, weil man da alle Stages of Stuttgart sieht – von der Schwabstraße im Westen über die Baustelle in den Osten, wo es wieder schön wird.“ Welche versteckten Juwelen oder Geheimtipps würdest du Besucher:innen in Stuttgart empfehlen?
„Nicht ganz uneigennützig: den Utopia Kiosk! Wir sind aktuell auch noch auf der Suche nach Menschen, die ausstellen wollen. Und Events von Voguing Stuttgart, die Ballrooms. Außerdem Prisma und Sunny High, generell die Schwabenbräu-Passage in Bad Cannstatt.“ Was kann Stuttgart besser als andere Städte?
„Zwischennutzung – mit einem weinenden und einem lachenden Auge.“ Wovon könnte sich Stuttgart noch eine Scheibe abschneiden?
„Die Stadt nicht neben den Fluss, sondern um den Fluss herum bauen, als Wasserstadt. Mit der Neckarinsel gibt es aber ein cooles Projekt in die Richtung.“ Wenn Stuttgart eine Musikrichtung wäre, welche wäre es und warum?
„Unironisch gemeinte Softboy-Indie-Mucke von einer Studi-Band.“ Welche Stuttgarter Persönlichkeit hat dich zuletzt überrascht?
„Jetzt kommt eine sehr theaterspezifische Antwort: Luise Leschik, die kennt man u. a. vom FF*GZ und den silent ladies. Vor Kurzem war LaFT-Sitzung, also vom Landesverband Freie Tanz- und Theaterschaffende, und Luise Leschik hat sich überraschend aufstellen lassen, als der neue Vorstand gewählt wurde. Damit hat sie einen Haufen Arbeit auf sich genommen, aber gleichzeitig auch ein Zeichen gesetzt für die Öffnung solcher Strukturen. Deshalb Credits, Props und Ehre an sie!“ Wenn du die Sitzbezüge in den Fahrzeugen der SSB gestalten dürftest – wie sähen sie aus?
„Als kinky-queere Antwort sage ich: mehr Gesichter! Porträts, auf denen man sitzen kann.“ Welchen Merchandise-Artikel braucht die SSB noch unbedingt?
„Eigene noise-cancelling Headphones!“ Was ist dein skurrilstes Erlebnis mit den öffentlichen Verkehrsmitteln?
„Als neuro-spicy Person, die manchmal Kopfhörer drin hat und gleichzeitig liest, war ich schon mal auf dem Abstellgleis …“ Wenn du einen Song über öffentliche Verkehrsmittel schreiben müsstest, wie würde er heißen?
„White Noise oder Take it slow.“ Wenn du einmal die Möglichkeit hättest, eine Ansage in Bus oder Bahn zu machen, was würdest du den Fahrgästen gerne mitteilen?
„Auch wenn ihr wütend seid, dass ihr gerade einen Termin verpasst: Bitte nicht AfD wählen!“